Kanutour in Schweden

 

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Dies ist meine Sicht der Reise. Meine persönlichen Eindrücke und Erlebnisse. Ich weiß nicht, wie Thomas die Reise aus heutiger Sicht sieht-wir haben seitdem nur oberflächlichen Kontakt, was ich sehr Schade finde. Denn leider stellte sich während der Tour heraus, dass Thomas mit anderen Erwartungen diese Reise angetreten ist. So kam es doch gelegentlich zu Meinungsverschiedenheiten, welche sich bei ihm, durch die Tatsache das es 14 Tage lang fast nur regnete und die Temperaturen teilweise unter dem Gefrierpunkt waren, verstärkt hatten. So möchte ich gleich an dieser Stelle erwähnen, dass es wichtig ist, vor einer Reise zu prüfen, ob der Reisepartner wirklich der Richtige ist. Ich muss aber sagen, trotz besagter Meinungsverschiedenheiten war es eine für mich, in jeder Hinsicht, unvergessliche Reise. Und ich glaube, auch Thomas wird irgendwann doch gerne von seinen Erlebnissen berichten.

 

1.Woche:

Da war dieses bekannte Geräusch, am Sonntag 7:15 Uhr - der Wecker. Lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet, war zu aufgeregt um Nachts einschlafen zu können, aber irgendwann am frühen Morgen hat die Müdigkeit dann doch gesiegt. Jetzt war es soweit, endlich, meine kleine Flucht, der Weg in die große Freiheit, meine Auszeit, raus aus der Pflichtwelt, nicht mehr erreichbar für die alltäglichen Probleme, welche oft doch eigentlich gar keine sind . Schlaftrunken stand ich unter der Dusche, dann die Nachricht von Thomas, er ist in 5 min da. Ausgemacht waren eigentlich 30 min später, da war also wieder der Stress, dem ich doch eigentlich entfliehen wollte. Jetzt ganz schnell die Morgentoilette und Frühstück hinter mich bringen. Und schon war auch Thomas da. Der Abschied von meiner Familie, fiel herzlich aus, mein kleiner Sohn wiederholte nachdrücklich seinen Wunsch auch mitkommen zu wollen. Aber aller Protest nützte nichts, er musste zu Hause bleiben, schließlich musste er und sein großer Bruder auf die Mama aufpassen.

Die Fahrt mit dem PKW zum Flughafen "Frankfurt/Hahn" verlief problemlos, die Straßen waren leer, die Sonne lachte uns an - oder doch aus? Der Flughafen "Frankfurt/Hahn2 ist ein kleiner aufstrebender Provinzflughafen, welcher von Baustellen umgeben ist. Es war ein wenig schwierig einen Parkplatz zu finden, etwa 10 min Fußmarsch vom Flughafengebäude fand Thomas einen. Dafür ging das einchecken bei "" problemlos. Die Zeit danach, bis zum Abflug, verbrachten wir bei einem kleinen Imbiss - wer wusste denn schon wann wir wieder etwas Warmes zu essen bekamen. Auf unserem ersten Flug mit "Raynair" erlebten wir nicht die Spur eines Billigfliegers, das Personal war sehr freundlich und beim Bordverkauf nicht aufdringlich, die Maschine hinterließ auf uns einen sehr sauberen, gepflegten Eindruck, der Flug selber angenehm ohne irgendwelche Störungen.

In "Oslo/Torp" angekommen schnell zum Bus, welcher uns doch nach Oslo (ca. 125 km) bringen sollte. Wir wussten die Zeit wird knapp, mussten es aber schaffen, weil wir ja Karten für den letzten Zug am Sonntag von Oslo nach "Arvika" hatten. Doch das der Bus ca. 15 min nach Abfahrt unseres Zuges in Oslo ankommen sollte wussten wir nicht. Da war guter Rat teuer. Als einzigste Möglichkeit blieb uns ein Taxi. Dumm nur, dass wir dem Taxifahrer sein halbes Wochengehalt mit dieser Fahrt bezahlen sollten. Uns blieb aber nichts anderes übrig. Im Taxi kamen wir erstmal wieder zu Ruhe, was ich allerdings in Angesicht des Preises, der 1,5 h dauernden Fahrt, nicht so recht genießen konnte. Und trotzdem wurde es in Oslo knapp. Doch dank der sehr guten Ausschilderungen im Bahnhof haben wir unseren Zug schnell gefunden. Die Fahrt mit dem Zug war schon entspannender. Anfangs Oslo, mit den selben Ansichten vom Zug aus wie in Deutschland - schöne Gebäude aber auch heruntergekommene Hinterhöfe oder auch mehr oder wenig gepflegte Firmengelände an den Gleisen. Die Natur jedoch gewann zunehmend die Oberhand. Auffallend war, dass sie ca. 1,5 Monate hinter der Natur in Süddeutschland zurücklag. Zwischenrein gab es immer mal wieder verfallene Häuser oder auch ungepflegte Plätze. Aber unsere Augen wurden entschädigt, durch die wunderschön anzusehenden, typischen schwedischen Häuser aus Holz, meistens in einem dunklen rot gehalten. Auffallend war, dass eben diese Häuser in ihren Ausmaßen doch kleiner waren als vergleichbare Häuser in Deutschland. Auch die ersten Tiere zeigten sich - Rehe. Es wurde langsam spannend. 

Am Bahnhof "Arvika2 kamen wir pünktlich 19:15 Uhr an. Ein schwacher Wind wehte bei mäßigen Sonnenschein. Pfingstsonntag in Schweden, die Straßen war wie leergefegt. Auf den ersten Blick eine Stadt wie jede andere in Mitteleuropa. Ein Taxi für die 10 km lange Fahrt, zum Zeltplatz, war schnell gefunden - ein Volvo natürlich. Die Fahrt führte uns kurz durch die 12.000 Einwohnerstadt "Arvika", vorbei an einem riesigen Volvowerk, welches ca. 1.000 Menschen Arbeit gibt. Wir erreichten dann schon die Region "Arvika", welche für ca. 28.000 Schweden die Heimat ist. Am fast menschenleeren Zeltplatz angekommen, zahlten wir umgerechnet 10 € für das Taxi und standen dann vor einer nicht besetzten Rezeption. Also machten wir uns zu einen ca. 700 m langen Fußmarsch zum daneben liegenden Kanucenter auf, vorbei an einer (geschlossenen) Pizzeria (wir hatten Hunger) und einer Minigolfanlage (davon wird man aber auch nicht satt). Am Kanucenter angekommen sahen wir uns erst einmal auf dem Gelände um. Von außen machte es auf den ersten Blick , sagen wir mal, einen einfachen, improvisierten Eindruck. Auf einem von Bäumen umgebenen Gelände, nach oben hin durch die Straße, nach unten durch den See "Glafsjorden" begrenzt, standen 2 größere Bretterbaracken. Der Anstrich war schon älter, der Blick durch die Fenster wurde durch die Dunkelheit im Inneren der Räume verwehrt. Es war niemand da. Auf einem kurzen Schotterweg kamen wir zum  See an welchem so ca. 200 Kanus gestapelt lagen. An einem Gebäude hing ein Thermometer und einen Wetterbericht für die nächsten Tage gab es auch. Leider verhieß dieser nichts Gutes - Regen und Kühlschranktemperaturen. Wir suchten uns also einen Platz für unsere Zelte und fanden ihn auf einem am Kanucenter angrenzenden Spielplatz. Dieser Spielplatz gehört zu einer Badewiese, welche bei diesen Temperaturen vielleicht von Eisbären aber noch nicht von Menschen genutzt wird. Nach einem kurzen Gespräch per Handy mit der Familie zu Hause machten wir es uns am See bei schon etwas stärkerem Wind bequem und versuchten von Keksen satt zu werden. Da es dann doch schon später war, die Temperatur langsam sank  und sich die Reisestrapazen bemerkbar machten, machten wir uns auf, unsere erste Nacht in fast freier Wildnis zu verbringen.

Die Nacht war herrlich, nur die Schnarcherei von Thomas störte mich ein wenig. Trotzdem habe ich gut geschlafen. Leider wurde ich am Morgen von Baumaschinenlärm geweckt - die Straße wurde teilerneuert. Dazu kam noch ein viel unliebsameres Geräusch, das Geräusch von auf ein Zelt tropfenden Wassertropfen - Regen. Das Thermometer zeigte 5 Grad Celsius an, der Himmel wolkig und grau. Der Wetterbericht hatte leider recht behalten. Thomas war schon länger wach. Er machte einen Heißgetränkeautomaten am Zeltplatz ausfindig, aus welchem sich Thomas einen Kaffee und ich einen Kakao raus ließen und so die Zeit bis zum Öffnen des Kanucenters 9:00 Uhr verbrachten. Später am Kanucenter wurden wir dann von 3 freundlichen Angestellten des Kanucenters empfangen. Dabei gewannen wir einen positiven Eindruck von der Einrichtung, alles ordentlich, sauber und auch optisch ansprechend. Der Empfangsraum rustikal, der Besprechungsraum praktisch eingerichtet. Dort wurde uns von Christian, in einem sehr guten Deutsch, unsere Tour erläutert. Dabei lernten wir auch Eva kennen. Eva ist die Lebensgefährtin vom Besitzer des Kanucenters. Sie ist eine Touristikstudentin, welche uns, für ihr Studium, zu Gründen, Motivation  usw. unserer Kanutour befragte. Ihr selbstgebackener Kuchen schmeckte hervorragend.  Wir hatten sehr viel Spaß miteinander. Die Freundlichkeit der Schweden in Person, bot sie uns an, uns zum Einkaufen der Lebensmittel zu fahren und dabei unsere Einkaufsführerin zu sein. Wir wussten das zu schätzen, ich glaube wir wären sonst vermutlich bei einem bekannten deutschen Lebensmitteldiscounter gelandet, den es auch in Schweden gibt.

Nachdem alle Einkäufe erledigt waren, auch eine Angel war dabei, die Ausrüstung inkl. Lebensmittel gepackt und im Kanu verstaut, die Einweisung in die Benutzung des Kanus erledigt war, stachen wir bei gutem Wind und starken Regen ins See. Das Abenteuer konnte beginnen, ein Abenteuer mit offenen Ausgang. Die Wellen waren so hoch, dass sie Schaumkronen bildeten. Sie erfassten uns, sie spielten sie mit uns. Doch sie brachten uns nie zum kentern, wir lernten, schnell, wir mussten. Die Überquerung des "Glafsjorden" brachten wir an der breitesten Stelle hinter uns (typisch Anfänger). Thomas wurde vorne immer nässer, ich hinten und Dank Regenkep weniger. Dafür sammelte sich bei mir, im hinteren Teil des Kanus, das Wasser - nun schon 4 cm hoch. Mit Hilfe eines Schwammes brachte ich das Wasser wieder dahin wo es hingehört, in den "Glafsjorden". Das Boot war wieder trocken, meine Hände dafür eiskalt. Dabei mussten wir aufpassen, dass wir nicht schon am ersten Tag kenterten. Aber dafür haben wir ja unsere Ausrüstung immer schön mit dem Kanu vertäut und zumindest ich habe meine Sachen im Rucksack nochmals extra und einzeln in Folietüten verstaut - so werden sie wenigsten im Fall des Kenterns nicht so schnell nass. Schon am ersten Tag lernten wir, die Ausrüstung immer in der Mitte des Kanus verstauen, nie im Kanu stehen, immer längs anlegen, möglichst nicht bei hohen Wellen fahren. Am anderen Ufer bremsten uns im Wasser liegende dicke Stromkabel aus, auf welche Warnschilder aufmerksam machten. Die Stromkabel zu umfahren wäre wegen des immer stärker werdenden Windes doch zu viel Abenteuer geworden. So hatten wir unsere erste Portage in der Ortschaft "Hillringsberg" vor uns. Bei dem Wellengang war es nicht so einfach trocken an Land zu kommen. Schwierig war auch das Boot und die Ausrüstung den Hang hinauf zu bekommen. Der Hang war steil und durch den Regen aufgeweicht und rutschig. Aber wir haben es geschafft und sind dann ca. 2 km, vorbei an Bauernhöfen, zur nächsten Einbootstelle gelaufen. Da es schon spät am Abend war, das Wetter an den Kräften zerrte, paddelten wir nur noch ein kurzes Stück um dann unser erstes Lager in freier Natur aufzuschlagen. Am Rande des "Glavsälven" fanden wir eine passende Stelle. Es zogen jetzt immer mehr dunklere Wolken auf, der Wind frischt auf. Und so verbrachten wir den ersten Abend unserer Tour zusammen bei Regen, welcher sich sogar kurzzeitig in Schnee verwandelte, an einem kleinen Feuer. Zum Abendessen gab es Suppe, kleine Steaks und Brot dazu. Gegen 23:00 Uhr haben wir die Spuren der Feuerstelle beseitigt und uns schlafen gelegt.

Die Nacht war frischt, genau gesagt sogar sehr frisch - Minus 2 Grad Celsius zeigte das Thermometer. Einen richtigen Schlaf konnte ich deshalb nicht finden. Eine lange Unterhose hat mir erstmal geholfen das Zähneklappern abzustellen. Bloß dazu musste ich raus aus dem Schlafsack. Das war kalt. Was jetzt noch wärmte waren die Gedanken an einen warmen Ofen, eine Sauna. Noch dazu kam, dass Thomas wohl von einem warmen Feuer träumte und dafür viel Brennholz "sägte". So war das ganze keine richtig erholsame Nacht.

Am nächsten Morgen wurden wir durch munteres Vogelgezwitscher geweckt. Die Sonne zeigte sich am blauen Himmel. Nach der kalten Nacht die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren war wie Balsam auf unserer Haut - auch für unsere Ausrüstung, denn die konnten wir so trocknen. Es war ein wunderbarer Morgen, Thomas hat seine gute Laune wieder, die Vögel zwitscherten, die Enten schnatterten aufgeregt, der kleine Fluss floss geruhsam, irgendwo im Unterholz des nahe liegenden Waldes raschelte es - die Natur erwachte und wir mit ihr, gespannt auf die nächsten Abenteuer. Gestört wurde dies Idylle nur von der schwedischen Luftwaffe. Cirka 30 min mussten wir die laute Begrüßung der schwedischen Jagdflugzeuge über uns ergehen lassen. Die Sachen getrocknet und das Boot gepackt - zwei Trekkingrucksäcke, einen kleinen Wanderrucksack, einen Pelikoffer mit der Fotoausrüstung drin, eine wasserdichte Essenstonne, eine Essenskiste, dazu noch der Kanuwagen. Das Gesamtgewicht, incl. Kanu dürfte so bei 130 kg gelegen haben. Mit dem Tau musste alles vertäut werden und die Plane kam zum Schluss als Regen- und Spritzwasserschutz über alles drüber. Der Erste ging ins Boot und der am Land durfte das Kanu mit samt Inhalt ins Wasser schieben, um anschließend zu versuchen trocken ins Kanu zu gelangen. Thomas gelang es fast (!) immer. Es konnte los gehen. Leider konnten wir im herrlichen "Glasälven" nur ca. 1000 m paddeln. Die nächste Portage erwartete uns schon. Vom Fluss zum Weg hoch, ca. 15 m, steil. Dazu mussten wir das Kanu komplett ausräumen, alles einzeln hoch tragen, zum Schluss das Kanu. Dieses haben wir dann auf den Kanuwagen gestellt, mit dem selbigen vertäut und wieder bepackt. So konnte es jetzt weitergehen, nur eben zu Fuß. Ca. 3.500 m lang, Berg hoch, Berg runter durch ein herrliches Stück Schweden. Immer wieder waren vereinzelte, typische schwedische Holzhäuschen zu sehen. Ob es Wochenendhäuschen oder auch Wohnhäuser waren, weiß ich nicht. Wahrscheinlich beides. Im "Glaakern" setzten wir wieder ein und durften, bei auffrischenden Wind endlich weiterpaddeln. Auch hier genossen wir die wunderbare Natur. Vorbei an, bis ins Wasser reinragenden, kleinen Felsen, bewachsen mit Moos. Sie zogen an uns vorbei, eingetaucht in einem flammenden Rot der Sonne. Teilweise fanden auch Bäume darauf Halt. Kleine Inseln, auf denen wieder Häuschen standen, mit Bootsanlagestelle, Grill und Räucheröfen. Diese Räucheröfen ließen darauf schließen, dass es hier viele Fische gibt, nur leider hatten wir den ganzen Urlaub kein Glück gehabt. Die Sonne versteckte sich zunehmend hinter den Wolken, in deren Schatten es doch langsam kühl wurde. Vom Fahrtwind gestreichelt, würziger Luft einsaugend, von der, im langsam kommenden Frühling, erwachenden Natur, durch flaches, kristallklares Wasser, durchsichtig bis zum Grund, auf welchem vermodertes Holz seine letzte Ruhe gefunden hat, umrankt von Seegras, vorbei an wunderschönen Seerosenblättern, steuerten wir am Ende des Sees auf eine herrliche Felspassage zu, links und rechts steil aufsteigende Felswände, wie von Menschenhand hinein geschlagen. Danach, in urwüchsiger Landschaft, sahen wir unsere erste Biberburg. Eine scheinbar wirre Ansammlung von kleinen und größeren Ästen. Nur den Baumeister bekamen wir nicht zu Gesicht. Die folgende Passage führte uns, vorbei an einer Trinkwasserpumpe, zum "Stora Gla", dem See an welchem wir unser Nachtlager aufsuchen werden. Und es war eine tolle Übernachtungsstelle. An der Ostküste des "Stora Gla" waren 3 verschiedene Unterstände aufgebaut. Wir entschieden uns für den mit Blick auf den "Stora Gla", trotz frischem Wind, der aber glücklicherweise immer mehr nachließ. Zwar war es nicht so einfach 2 geeignete Stellplätze für unsere Zelten zu finden, Wurzeln und Tannenzapfen machten das ganze Unterfangen schwierig, aber auch das Problem haben wir gemeistert. Dafür aber haben wir einen Riesen Haufen trockenes, gespaltenes Birkenholz zum verfeuern gefunden. Und es gab ein wunderbares Feuer. Das sogar die Kälte des Windes vergessen ließ.  Diese Anlagen (Unterstände mit samt Feuerholz) werden übrigens vom Kanucenter, in Verantwortung von Rucksackreisen, aufgebaut, gepflegt und mit Feuerholz versorgt. Zum Abendessen ließen wir uns eine bunte Zusammenstellung von Suppe, Würsten, Schnitten (Brot) mit Kaviarcreme und Äpfel schmecken. Nach getaner Arbeit, aufräumen, aufwaschen. Dann ließ ich es mir gut gehen. Thomas war müde und legte sich gegen 23:00 Uhr schlafen. Ich nutzte die Zeit zum fotografieren des Sonnenunterganges. Die Sonne geht in Schweden immer sehr spät unter. Leider sind die Bilder nichts geworden, der Filmtransport hat versagt oder der Fotograf  beim Entwickeln? Die herrliche Stille, der Wind war nun ganz weg, das wärmende Feuer und meine Weltklasse LED-Lampe ermöglichten mir im Buch von Papst Johannes Paul II. zu lesen. Gelegentlich machte ich eine Pause, genoss die  Ruhe und dachte an meine Familie, was die jetzt wohl machten? Hier in Schweden, in meinem Kanuurlaub, hatten die Worte "schnell" und "langsam" eine andere Bedeutung. Hier, ohne die alltäglichen Hilfsmittel, ohne Motor, ohne Handy usw. ist es weniger komfortabel. Mein tun war abhängig von den Gewalten der Natur, das unvorhersehbare, der Wind, die Wellen, der Regen, die Sonne. Sie bestimmten mein Handeln. Keine Termine. So sollte es sein, so wollte ich es, so war es. Ich begann mit meiner Umwelt immer mehr zu verschmelzen. Ich musste es, nicht sie. Ich genoss es. Gegen 0:30 Uhr ging ich dann in mein Zelt und schlief in der Stille der Nacht ein, zufrieden, glücklich.

Der nächste Morgen fing gut an. Ich habe wunderbar geschlafen, diesmal nicht gefroren. Thomas war wieder mal früher wach. Ich blieb wie immer länger liegen, genoss das Nichtstun. Als aber das Geschirr klapperte bekam ich dann doch ein schlechtes Gewissen und quälte mich aus dem warmen Schlafsack heraus. Der Elan Thomas zu helfen hielt aber nur kurz an. Die Schönheit des Morgens, mit den Sonnenstrahlen, welche vorbei an den vereinzelten Wolken vorbeischienen, den Morgentau noch auf den Blättern, der unbeschreibliche Blick aus dem Zelt heraus auf den "Stora Gla" faszinierten mich mehr, als die Küchenarbeit. Schließlich bin ich im Urlaub und nicht auf der Flucht. Fotos machen, die Geräusche und den Duft der Natur in mich einziehen, das war es, was ich jetzt wollte. Leider hielt das Wetter nicht lange an. Um uns herum braute sich etwas zusammen, Wolken schoben sich ineinander, übereinander. Der Wind nahm zu. Noch während ich mich zum ersten Mal rasierte fing es an zu regnen um in einem Hagelschauer seine Fortsetzung, seine Vollendung, zu finden. Die Ausrüstung rettete ich trocken in den Unterstand, Thomas war zu langsam... Und nun saß ich da. Ich hatte nichts besseres zu tun als nichts zu tun. Später ließen wir uns das Frühstück schmecken, es gab Brot, Käse, schwedische Himbeermarmelade und Honig. Und immer den Blick auf den "Stora Gla", mit seinem von Hagel bombardierten Wasser, gerichtet. Das Zusammenpacken der Ausrüstung wurde langsam zur Routine. Das Paddeln auch. So konnten wir immer mehr die Landschaft genießen. Der See zeigte sich von der besten Seite, flach, kaum Wellen. Nur die Wolken hatten irgendwelchen Kummer und mussten gelegentlich Weinen. Das Ziel war "Lenungshammar". Thomas wollte dort auf dem Zeltplatz übernachten, um zu duschen - ich wollte nicht auf einem Zeltplatz übernachten. Es taten sich im weiteren Verlauf doch gelegentlich Differenzen zwischen uns auf. Aber so musste es auch sein, 2 Leute alleine unterwegs, beide doch irgendwie verschieden, und wir haben sie alle gemeistert. In "Lenungshammar" gab es 2 Zeltplätze, direkt an der Portagenstrecke. Am ersten Zeltplatz standen 3 Zelte, daneben ein Motorrad mit deutschen Kennzeichen - mitten in Schweden. Den zweiten Zeltplatz auf der Portage erreichten wir über eine lange Steigung, welche mit 130 kg im Schlepptau ziemlich an den Kräften zerrte. Aber irgendwie hatte Thomas an diesem Tag kein Glück, ich dafür umso mehr. Die Rezeption des Zeltplatzes hatte vor einer Stunde geschlossen. Also hieß es einbooten und bei nun wieder einsetzenden Regen, welcher sich zunehmend zu einer Art Sinnflut steigerte, weiter auf dem "Övre Gla". Es war ein schöner See. Umgeben von flacher Landschaft bewachsen mit unzähligen Birken. Dazwischen immer wieder kleine Inseln, welche von allen möglichen Wasservögel in Besitz genommen wurden um darauf ihren Nachwuchs auszubrüten. Leider war es mir wegen dem Regen nicht möglich Bilder von dieser Gegend zu machen. Das ärgert mich heute noch, aber die Kamera hätte es wohl nicht überlebt. Wir kamen aber trotz Regen gut voran, der See war flach, kein Wind, keine Wellen und vermutlich auch angetrieben von dem Wunsch nach einem wärmenden Feuer. Aufpassen mussten wir lediglich auf die immer wieder auftauchenden flachen Stellen im Wasser, durchsetzt mit teilweise scharfkantigen Steinen, welche sicher in der Lage waren unser Kanu zum U-Boot zu machen. Unser nächstes Ziel war ein Unterstand in der Nähe von "Djuvsheden". Wie sich herausstellte war dies Stelle ein Traum. Eine große Waldlichtung mit Gras bewachsen, dort stellte ich mein Zelt auf. Daneben, durch einen kleinen Bach getrennt war dann der Unterstand mit einer schönen Feuerstelle davor, den Blick auf den Sandstrand und dem See. Dort daneben stellte Thomas sein Zelt auf. Wie fast immer kümmerte sich Thomas um das Feuer und Essen, ich ums fotografieren. Das lag sicher auch daran, dass Thomas immer einen Bärenhunger hatte. Apropos Bären, wir hatten bis dahin keinen einzigen Bären gesehen, auch keinen Wolf, auch keinen Elch. Aber der Urlaub war ja noch lang. Das Abendessen schmeckte wieder, Nudelsuppe, Reis mit Chili Concane. In einer Regenpause bauten wir unsere Zelte auf. Doch der Höhepunkt für mich kam noch - Baden. Endlich mal wieder richtig waschen, aber nicht unter einer Dusche. Nein bei einer Außentemperatur von 6 Grad Celsius, Wasser 9 Grad Celsius. Herrlich und dann noch frische Sachen anziehen. Toll. Und Thomas wartete immer noch auf seine Dusche. Anschließend wusch ich noch meine Sachen. Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass ich die gewaschenen Sachen 5 Tage lang nicht trocken bekommen sollte - Regen, Regen, Regen. Im Bemühen die Sachen am Feuer zu trocknen, versenkte ich mir ein Paar Socken, von Dreien. Der Regen hat zwischenzeitlich aufgehört und so konnten wir den Abend wieder genießen, ich wieder ein wenig länger als Thomas, denn er ging früher schlafen.

Irgendwann Nachts gegen 3:00 Uhr bin ich aufgewacht. Um einen dringenden Bedürfnis nachzugehen musste ich raus. Dumm nur, dass der Reisverschluss klemmte, warum, die Feuchtigkeit des Regens vom Abend war gefroren. Es war also wieder ein kalte Nacht. Und der Schlafsack war auch nicht mehr gerade warm. Also musste der Überlebenssack her. Es ist ein Art Schlafsack, zusammengelegt passt er fasst in die Hosentaschengröße, 380 g leicht, innen mit Aluminium bedampft. Vorteil, er macht unheimlich warm, Nachteil, Wasserdampf kommt nicht raus - es bildet sich Schwitzwasser, es wird nach einer Nacht an den Außenseiten des Schlafsackes langsam feucht.

Dafür war der Morgen wieder umso schöner. Die Sonne strahlte uns aus dem blauen Himmel an, es wehte zwar ein wenig Wind, aber die Sonnenstrahlen wärmten doch so gut sie eben nach so einer kalten Nacht im Mai konnten. Gute Voraussetzung also um die Ausrüstung wieder mal zu trocknen und um mit sich und der Welt zufrieden zu sein. Der allmorgendliche Ablauf, frühstücken, zusammenpacken, Übernachtungsplatz aufräumen (wichtig!) Kanu beladen und ab ging es... Und nach 100 m wieder zurück, ich hatte etwas vergessen. Aber dann ging es wirklich los, Richtung Portage bei "Greana". Wie an den Tagen zuvor nahm auch heute der Wind immer mehr zu. Die Portage erreichten wir dennoch, auch wenn der Wind ein paar Kilokalorien mehr aus uns herauskitzelte. Die Portage hielt eine kleine Überraschung für uns bereit. Erst sahen wir ein Reh, endlich mal ein größeres Tier. Leider war die Kamera noch verpackt und ehe ich mich versah und die Kamera draußen hatte, war es weg. Ich also mit dem Foto hinterher, doch das Reh war weg. Zu meiner Überraschung habe ich aber mitten im Wald Eva getroffen. Sie erinnern sich, Eva die Touristikstudentin vom Kanucenter. In Begleitung von 2 anderen Frauen versuchte ich in meinem schlechten Englisch zu erklären was ich hier mache. Die 2 Begleiterinnen fanden es besonders lustig... Sprachen sie mich doch im lupenreinen Deutsch an und erklärten mir, dass sie aus Deutschland kommen aber hier in Schweden Touristik studierten. Und da mühe ich mich so ab... Da befinden sich in Schweden statistisch gesehen 20 Einwohner pro km² und ich treffe sie hier. Sie waren auch auf "Elchjagd", leider, wie wir, ohne Erfolg. Später ging es dann weiter, Kanu schieben. Allerdings war es doch eine angenehme Portage, wenig hoch und runter, Wetter gut, kein Regen, die Straße eine festgefahrene Schotterpiste. Das ist üblich in Schweden, in dieser dünn besiedelten Landschaft auch völlig ausreichend. Auf Karten werden diese Straße teilweise auch als gelbe Straßen dargestellt und Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h gefahren. Auf dem nächsten See, dem "Gränsjön" wehte dann allerdings der Wind wieder kräftig und wir wären bald im flachen Wasser gestrandet, mitten im Schilf, die Karte war veraltet. Wir bemerkten unseren Irrtum aber noch rechtzeitig und steuerten die richtige Landungsstelle an. Dort warteten wir nun auf unsere Abholung. Wir hatten am Vormittag die Kanuzentrale gebeten, dass sie uns an dieser Stelle abholt. Das sagten sie uns auch gegen die Zahlung von ca. 35 € zu. Der Grund war einfach der, wir starteten unsere Tour 2 Tage später und mussten unseren Urlaub auch 1 Tag früher beenden als vom Veranstalter für beide Touren geplant. So fehlten uns 3 Tage und die restliche Strecke, von "Gränsjön" bis "Arvika" war mehr Portage als paddeln. Und unsere Kräfte wollten wir uns lieber zu Gunsten der 2. Tourhälfte, der  Jösse-Tour, aufsparen. Wir waren eine Stunde zu früh. Thomas nutzte die Zeit um eine Einkaufsliste zu erstellen, ich streifte durch den Wald, immer noch nach der Suche nach großen Tieren. Aber das Einzige was ich gefunden haben, war ein Specht und ein Haufen Elchkot - mehr nicht. Kay, von der Kanucentrale, kam pünktlich 16:00 Uhr mit dem Fahrzeug. Wir verluden unsere Ausrüstung und los ging, Richtung "Arvika". Der Himmel hatte inzwischen wohl weltweit alle Wolken über dem Naturreservat "Glaskogen" versammelt und schüttete sie über uns aus. Aber wir waren sicher im Auto. Während der Fahrt nach "Arvika" genossen wir den Blick aus dem Autofenster, das gute Gefühl mal trocken voran zu kommen und dabei einen anderen Teil von Schweden zu sehen, den bewohnten Teil mit allem was dazu gehört. Dabei führten wir mit Kay ein lockeres Gespräch über Schweden, Deutschland und den Rest der Welt. Kay sein Eltern sind Deutsche und vor vielen Jahren, mit Kay als Baby, nach Schweden übergesiedelt.  So wie sie gibt es wohl immer wieder Menschen aus Europa, welche dies so machen. Der Chef der Kanuzentrale ist ein Franzose und nun hat er sein Leben in Schweden gefunden. Freundlicherweise hielt Kay noch am Supermarkt. So konnten wir uns für die 2. Woche mit Lebensmitteln eindecken. Anschließend lud er uns und die Ausrüstung am Zeltplatz von "Arvika" aus. Dort sortierten wir uns, unserer Ausrüstung und Thomas konnte endlich (!)  mal wieder duschen. Ich unternahm einen weiteren Anlauf meine Sachen zu trocknen - leider erfolglos - es sollte die folgende Nacht wieder regnen. Später, es wurde langsam dunkel, der Mond zeigte sich am Himmel und die nächtliche Kälte gewann langsam wieder die Oberhand, saß ich noch am See und schrieb Ansichtskarten an die Lieben zu Hause. In freudiger Erwartung, was wohl die nächste Wochen bringen mag, schlief ich zufrieden, eingekuschelt im Schlafsack ein.

 

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2.Woche:

Auch an diesem Morgen wieder Regen. Kein fröhliches Vogelgezwitscher, keine fröhlichen Stimmen der anderen Zeltplatzgäste, nein wieder das Geräusch von Regen. Ein Blick nach draußen bestätigte das Gehörte, alles grau und nass. Auch die am Abend zum trocknen aufgehängten Sachen - wie lange eigentlich noch? Im Zelt neben mir fluchte schon wieder einer, Thomas... Sollte ich ich jetzt auch fluchen, alles Mist finden? Ich hatte es nicht getan, trotz des schlechten Wetters, was wir erwischt hatten, fühlte ich mich unendlich entspannt, zufrieden mit mir und der Umwelt. Alles ging seit einer Woche seinen geregelten Gang, immer wieder der gleiche Ablauf. Nichts brachte diesen Ablauf durcheinander. Ich musste mich nicht über ein klingelndes Telefon ärgern, über keine Politik, keine Behördengänge usw. Lediglich Thomas seine Flucherei, seine Unzufriedenheit ging mir gehörig auf den Wecker. Aber nun sollte es weiter gehen. Die 2. Tour versprach, laut Beschreibung, noch besser zu werden. Ich war gespannt, war aufgeregt. Auch wenn der Wetterbericht bis zum Dienstag Regen versprach - heute hatten wir Samstag. Nun galt es das Zelt so zusammen zu packen, dass möglichst wenig nass wird. Jetzt mussten wir unserer ganze Ausrüstung zum Kanucenter bringen, außer das Kanu - das war schon dort. Aber freundlich wie die Schweden sind, empfingen uns sie uns am Kanucenter mit einem Lächeln und holten unsere restliche Ausrüstung vom Zeltplatz mit dem Auto. DANKE! Durch Kaj wurde uns die nächste Tour, bei einem heißen Kakao, erläutert. Zufällig waren an diesem Tag auch 2 Mitarbeiter vom Reiseveranstalter "Rucksackreisen" im Kanucenter. Das Gespräch mit ihnen war für uns jedoch enttäuschend. Wir sprachen sie auf unser Problem mit der Rückreise nach Oslo an (es fährt kein Zug zurück), was wir zur Antwort bekamen war lediglich, dass es einen Bus geben müsste mit welchem man zum Flughafen kommt. Kein genauer Tipp - Telefonnummer oder das Angebot den Abfahrtsort/die Abfahrtszeit zu ermitteln. Stattdessen stellte die beiden Mitarbeiter die Verdienste von "Rucksackreisen" heraus. Gut zugegeben, es war Interessant zu erfahren, dass z.B. das Kanucenter von "Rucksackreisen" aufgekauft worden ist, dass in Zusammenarbeit mit dem Kanucenter Übernachtungsstellen (Unterstände) geschaffen werden, mit allem was dazugehört wie z.B. Verhandlungen mit dem Grundstückseigner, den Aufbau, Brennholz beschaffen, die Pflege usw. Sie stellten aber auch fest, dass sie der größte Anbieter für solche Reisen in Deutschland sind, der Beste usw. Alles in allem war das Zusammentreffen aber doch Enttäuschend - Note 6, setzen.

Danach ging es aber los, mit einem Taxi und dem Kanu und einem sehr freundlichen Taxifahrer. Er unterhielt sich sehr angeregt mit uns, vor allem mit Thomas, weil mein Englisch doch ziemlich bescheiden und seins deutlich besser ist. Aber trotzdem hatte ich einiges mitbekommen, auch hatte Thomas viel übersetzt. Er erzählte uns viele interessante Dinge über sein Heimatland. Die Fahrt selber dauerte 72 min, 7 Grad Celsius, der Scheibenwischer lief im Dauerbetrieb. Wir wurden dort abgesetzt, wo sich gewöhnlich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, in der Nähe von "Lomstorp". Außer Wald und ein verlassenes Blockhaus war dort nichts. Der erste Tourabschnitt war sehr anstrengend. Die Portagen waren hier sehr schwierig. Besonders die Portage vom "Rolamp" Richtung "Rolampälven". Dort ging es über steile Felsen, welche durch den Dauerregen auch noch klitschig waren. Einmal ist Thomas beim Einsteigen ins Kanu ausgerutscht - ins Kanu rein, was fast zum kentern geführt hatte. Auch waren die Portagestrecken sehr lang, extra lang, weil auch hier die Seen Niedrigwasser führten, es ging Bergauf und Bergab und sie führten über Wege auf welchen es von Steinen und Wurzeln nur so wimmelte. Die Proviantkisten waren auch gut gefüllt und somit noch sehr schwer.  Immer noch war es grau und trüb, was die Laune von Thomas nicht gerade verbesserte. Aber auch ich war an diesem Tag sehr geschafft - was vermutlich an dem sparsamen Frühstück lag. Mein Magen knurrte, wollte etwas zu essen, mich fröstelte. Die letzte Portage für den Tag führte uns dann an einen See von 60 m Länge, direkt in ein Sumpfgebiet rein. Um an der einzigen trockenen Stelle ausladen zu können mussten wir durch Niedrigwasser, was uns durch das Gewicht des Kanus aber nicht gelang. So mussten wir einen Teil der Ausrüstung im Sumpf ausladen um dann mit dem leichten Boot an der besagten trockenen Stellen anlanden zu können. Mit den zuerst ausgeladenen Gepäck wateten wir dann 15 m durch Sumpf. Gut das ich meine Schuhe vor der Reise gut eingewachst hatte - sie hielten dicht. Bloß wo baut man in einem Sumpfgebiet ein Zelt auf, wo alles nass ist. Thomas hat dann aber den Waldweg abwärts eine Stelle gefunden, ca. 7x5 m groß, und auf dieser Fläche gab es dann 2 kleine Plätze für unsere Zelte, direkt an einem Waldweg. Das war dann am "Rolampälven", ca. 1,5 km von "Bogen" entfernt. Von einem großen wärmenden Feuer konnten wir heute Abend nur träumen. Alles Holz war nass. So reichte es nur zu einem kleinen Feuer was wir ca. 1 h am Leben halten konnten, dann ging es wieder aus, wegen der Nässe. Egal, Hauptsache etwas warmes zu Essen. Es reichte, für Foliekartoffeln und Lachs. Dazu gab es noch Weintrauben, Möhren und Schokolade. Einen Vorteil hatte die Durchschnittstemperatur von ca. 8-10 Grad Celsius - es war Kühlschranktemperatur. Und somit hielten sich alle Lebensmittel auch über einen längeren Zeitraum. Nun wollte ich noch meine Frau anrufen, einfach mal wieder ihre Stimme hören - aber es gab kein Handynetz. Sonst war das aber nirgends auf unserer Reise ein Problem. Also legte ich mich schlafen, müde war ich ja und das gleichmäßige Geräusch der niederprasselnden Regentropfen half mir auch noch beim einschlafen.

Allerdings auch beim Aufwachen. Es regnetet immer noch. Später war uns allerdings eine kleine Verschnaufpause vergönnt. Zwischen 8:00 Uhr und 11:00 Uhr kein Regen. Diese Regenpause nutze ich, um einen kleinen Spaziergang in die Umgebung hinein zu machen. Auf den Weg zu einem Stückchen Wald, welcher vor Jahren einmal nahezu komplett abgebrannt ist, habe ich 2 Haufen Elchkot, einen gerissenen Dachs (war es ein Wolf?) gesehen. Die Geräuschkulisse dazu wurde von einem Specht und von Singvögeln gebildet. Sonst gab es nichts außergewöhnliches. Außer vielleicht in dem abgebrannten Wald aufgeschichtete Steinhaufen. Über die Bedeutung der Steinhaufen und der Ursache des Waldbranntes habe ich jedoch nichts herausbekommen. Wieder am Zelt angekommen, fing es an zu regnen. Was blieb mir anderes übrig als es mir im Zelt bequem zu machen. Auf ein Ende des Regens zu warten war ja irgendwie doch sinnlos. Auf der Straße, an welcher wir unser Lager aufgeschlagen hatten, kamen in den 2 Tagen gerade 2 Autos vorbei. Die Mütze, welche ich auf dem Kopf habe, ist meine Wintermütze... Handschuhe wären jetzt auch nicht schlecht. Wir haben bis zum Ende der Portage noch ca. 4 km Fußweg vor uns, dann wären wir auch schon fast in Norwegen. Norwegen, das Land wo man kein Feuer in der Wildnis machen darf... Dabei hätte ich es doch gerne mal wieder warm gehabt. Aber Hauptsache wir kommen bald an frisches Wasser. Das hier war nämlich Braun. Nur das Regenwasser, was sich im Boot sammelte war noch zu genießen. Es regnete jetzt immer stärker. Ich schlief gegen Mittag ein, wachte 16:00 Uhr wieder auf. Der Regen hatte nachgelassen. Wir überlegten, Variante 1: Schnell zusammenpacken und weiter, trotz Nieselregen oder Variante 2 hier bleiben. Wir entschlossen uns für die Variante 1. Der Entschluss hielt aber nur 5 min-es regnete wieder in Strömen, also doch Variante 2. Was jetzt machen? Ich entschloss mich ein "Küchenzelt" zu bauen. Damit wir wenigstens im Trockenen kochen und essen konnten. Thomas verstand den Sinn der Sache nicht aber hinterher war auch er begeistert. Und das war genau mein Ding. Unter schlechten Bedingungen das Beste herausholen, Improvisieren. Das war das Paradies, ganz ungeplant, kein Hotel, kein Rücktrittsversicherung, kein wärmender/trocknender Heizkörper. Ich war angekommen, meine Fluchtphantasien haben hier ihr Ziel gefunden. Das anschließende Essen schmeckte in unserem Küchenzelt umso besser. Um 21:30 Uhr war es immer noch taghell. Auch die Vögel zwitscherten noch. Die gaben mir doch irgendwie die Hoffnung, das das Wetter besser werden würde.

Am nächsten Tag 7:45 Uhr sollte das Wetter scheinbar besser werden. Die Sonne lugte hinter den Wolken hervor. Das war dann aber auch alles - es fing wieder mit regnen an. Nur hatten wir diesmal die Zeit bis dahin genutzt und unsere Sachen zusammengepackt. Als der Regen dann wieder vorbei war hatten wir ein wunderbares Wetter. Auf der Portage durch "Bogen", "Jorsla" und "Mitandersfors" , nur noch wenige Meter von der norwegischen Grenze entfernt, genossen wir das schöne Wetter. Das paddeln auf dem "Varaldjöen" in Richtung des nördlichsten Punktes unserer Reise, eine Landzunge ca. 7 km nördlich von "Austmarka", im "Mökeren", viel uns bei diesem Wetter viel leichter als die vergangenen Tage. Von dort stammt auch das Foto welches auf fast jeder Seite oben rechts zu sehen ist. Dieser Teil der Erde, der Norwegische, gefiel mir jedoch nicht so wie der schwedische Teil. Hier erkannte man die Gier der Menschen nach der Natur. Nur das sich die Menschen hier nicht der Natur anpassten, sondern die Menschen der Natur ihren Stempel aufdrückte. Die Norweger haben im Wald gerodet was das Zeug hielt. Haben Häuser hingebaut, welche einen, nach meinem Geschmack, zumindest von Weitem, ungepflegten Eindruck machten. Motorbote lagen im Wasser, Boothäuser wild im und am Wasser, die ganze Gegen einfach künstlich verwildert. Alte, ungenutzte Bootschuppen und Anlegestege standen herum. Da hier wild zelten und Feuer machen verboten war mussten wir einfach schnell weiter, wieder nach Schweden rein. Dazwischen lagen aber noch 19 km Paddelstrecke unterbrochen durch 3 Passagen und aufziehenden Regen. Eine Passage, in Norwegen in "Fagernes",  war mal eben kurz das Boot ausladen um nur eine kleine Straße zu überqueren um das Boot dann wieder beladen. Die beiden anderen Passagen haben sich dann schon eher gelohnt, sie waren ca. jeweils 1 km lang und gingen Berg hoch und runter-Schwitz. Die Norweger, welche wir auf den Portagen nach dem weg gefragt haben waren alle sehr freundlich. Zumindest die Jüngeren. Die Älteren war ein bisschen zurückhaltender. Aber doch anders als bei uns in Deutschland. Wie in Schweden, flatterte auch in Schweden an vielen Häusern die Landesfarbe. Ach und noch was fiel auf, überall, an und in den Häusern brannte Licht. Wohlgemerkt am Tag - gibt es da keine Stromrechnungen, fragte ich mich? Unserer Ziel war der erste Unterstand, gleich nach der Grenze zu Schweden unterhalb von "Havilsrud". Der Regen nahm immer mehr zu. Dazu kam die Enttäuschung an dem Unterstand. Unweit einiger abgerissener Häuser stand der Unterstand im hohen Gras, in welchem man bei jeden Schritt vor Nässe einsank. Aber irgendwie gab es wieder mal 2 Plätze für unserer Zelte. Trockenes Holz gab es direkt am Unterstand keines. Doch aus den unweit entfernten, ehemaligen, kleinen Gewerbepark konnte ich uns welches besorgen. Dadurch haben wir es geschafft ein Feuer erstmal anzubekommen und uns was leckeres zu Essen zu machen. Meine Sachen, welche ich am Freitag gewaschen hatte sind immer noch nicht trocken. Jetzt zog auch noch dichter, gespenstiger Nebel auf. Das war wie in einer Suppenküche. Aber der Tag war anstrengend, wir hatten ca. 30 km hinter uns gebracht und es war auch schon Schlafenszeit - 23:00 Uhr.

Der nächste Morgen, die Sonne lachte uns an. Sie stach auf uns herunter, als wolle sie nachholen, was sie uns die Tage zuvor vorenthalten hat. Ich mochte es kaum glauben. Es war ein herrliches Gefühl. Es gab zwar noch ein paar wenige Wolken, es waren aber schöne weiße Haufenwolken. Das war die Chance. Alles auspacken, ausbreiten und in der Sonne trocknen lassen. Durch die am vorhergehenden Tag zurückgelegte lange Wegstrecke, konnten wir uns heute Zeit lassen. Zumal das Ende des Urlaubs immer näher rückte. Den Vormittag genoss ich in vollen Zügen, das Licht die Wärme, das Vogelgezwitscher. Einfach toll. Da machte das Leben gleich viel mehr Spaß. Ich kippte das ganze Regenwasser aus dem Boot und reinigte es bei dieser Gelegenheit gleich noch mit. Und die Sonne hat es geschafft. Die Ausrüstung war bis 14:30 Uhr getrocknet. Es konnte weiter gehen, auf den "Borgsjön" in Richtung "Hälserud". Da es schon spät war wurde es nur eine kurze Strecke. An einem Unterstand bei "Hälserud" legten wir an, es regnete wieder. Die Errungenschaften trockener Ausrüstungsgegenstände wollte ich mir durch den Regen jedoch nicht so schnell nehmen lassen. Vor allem das Zelt war mal wieder richtig trocken. So entschloss ich mich, unter dem Dach des Unterstandes zu übernachten. Bis dahin war jedoch noch Zeit. Diese nutzte ich und fuhr mit dem Kanu noch ein bisschen raus, trotz Regen. Ich entdeckte einige Wasservögel und einen brütenden Schwan. Im strömenden Regen, unter dem Regenkep hervor, machte ich ein paar Fotos. Wieder im Lager angekommen, hatte Thomas schon das Abendbrot zubereitet. Zusätzlich habe ich noch Stockbrotteig gemacht. Hat super geschmeckt. Den Abend habe ich dann noch ein wenig vor einem wärmenden Feuer verbracht, einfach nur geträumt. Erstmals griff mich in diesem Kanuabenteuer ein Mücke an. Sonst war, dank der kühlen Temperaturen, nichts von diesen Plagegeistern zu sehen, hören und spüren. Gegen 23:30 Uhr war dann Schlafenszeit. Und wie ich geschlafen hatte.

Gegen 4:00 Uhr bin ich allerdings wieder aufgewacht. Es wurde  schon wieder hell. Da mir am Vorabend ein Biber entwischt ist, wollte ich ihn heute Morgen stellen, mit dem Fotoapparat. Zuvor hatte mich aber der Wald mit seinen Elchen gelockt. Ein Spaziergang zu einer ca. 700 m entfernten Lichtung und 1 Stunde in der morgendlichen Frische warten - auf einen Elch. Es sollte mir nicht vergönnt sein. Werde mir wohl doch eine Ansichtskarte mit einem Elch drauf kaufen müssen. Etwas enttäuscht lief ich zu unserem Lager zurück. Aber ich sollt doch noch ein Erfolgserlebnis am frühen Morgen haben. Ein Biber. Ein knacken im Gebüsch, ein platschen und im Wasser war er, mein erster Biber in freier Wildbahn. Es reichte für ein paar Fotos, bis er auch mich entdeckte und weg war er, abgetaucht. Ich habe mich trotzdem gefreut. Anschließend machte ich noch ein Feuer und legte mich bis 09:00 Uhr wieder schlafen. Danach das Übliche, Frühstücken, Ausrüstung zusammenpacken und Abfahrt. Heute ging es jedoch gleich mit der Bewältigung einer Portage los. In "Hälserud", an einem Sägewerk vorbei. Was mir hier wieder auffiel, die Menschen waren unheimlich freundlich. Gerade auf dem Land grüßten sie immer sehr freundlich, lachten gerne und viel und waren sehr hilfsbereit. Gerade auf dieser Portage zeigte es sich wieder. Eine Bewohnerin, welche wir nach dem Weg fragten, erklärte uns geduldig eben den Weg und ließ uns zu Guter Letzt auch noch durch ihr Grundstück durch. Dadurch war die Portage ein wenig kürzer und nicht so anstrengend. Das war die gute Nachricht an diesem Tag. Die Schlechte – Gegenwind auf 2 km Länge. Die Arme brannten vom ständigen durchziehen der Paddel. Immer im Bestreben stärker als der Wind zu sein, ja nicht zurückdrängen lassen, nein, wir wollten und mussten vorwärts kommen. Dafür in "Kolstan" eine Einkaufsmöglichkeit. Die nutzen wir. Thomas Bier, ich Eis und zusammen Fleisch. Die Sonne schien immer noch. Das war schön. So machten wir hier nur eine kurze Rast, denn wer wusste schon was der Wind noch so bringt. Ein Stückchen ging es noch auf dem "Nedre Vassbotten" gegen den Wind. Dem entkamen wir aber als wir am Ende links abbogen. Dort begann ein wunderschöner Teil Schwedens. Anfangs die Stromschnellen, mit gefährlich aus dem Wasser ragenden Steinen, welche sicher in der Lage waren unser Boot wie ein Dosenöffner zu öffnen - Ende des Kanuabenteuers, dann Windstille, unberührte Natur. Traumhaft. Unser nächstes Ziel sollte die so genannte Biberinsel im "Bergsjön" mit einem Unterstand werden. Doch als wir dort anlandeten sahen wir ein eindrucksvolles Gesamtwerke der Biber. Thomas meinte, die Biber hätten Mikado mit den Bäumen gespielt. Das traf die Sache auf den Punkt. Es sah alles unheimlich aus, aber auch eindrucksvoll. Den Unterstand haben wir gesucht und nicht gefunden. Nur ein zusammengefallenes Toilettenhaus. Also legten wir wieder ab, zur nächsten Insel. Aber da waren ein Haufen Möwen, welche gerade ihre Eier ausbrüteten und sich gar nicht über unseren Besuch freuten. Sie umkreisten uns in gewisser Höhe und kreischten. Ich konnte sie verstehen. Wir verließen die Insel wieder schnell, zumal es auch hier nur einen zusammengefallener Unterstand gab. Der Wind nahm jetzt zu, so das ich zeitweise das Gefühl hatte, auf der Stelle zu paddeln. Die Anstrengungen meines Körpers richteten sich auf möglichst effektives, technisch sauberes durchziehen der Paddel durch das Wasser, nur nicht zurücktreiben lassen. Es hat lange gedauert bis wir auf dem "Bergsjön" in Richtung "Gunnarskog" voran kamen. Hier im Wind, in der Wildnis, merkte ich wieder, die Zeit vergeht anders. Sie spielte nicht mehr so die Rolle, der Weg war das Ziel. Wann kommen wir an, egal. Andere Maßstäbe beeinflusste mich hier, der Wind, der Stand der Sonne, Wolken, Hunger, Müdigkeit. Das war wichtiger als Zeit. In der Nähe von "Gunnarskog" haben wir dann einen Unterstand gefunden. Leider wurden wir da ein wenig vom Verkehrslärm einer links und rechst, ca. 600 m entfernten, Straße beschallt. Aber wir gewöhnten uns dran, später wurde es auch dort ruhiger. Nach dem Abendessen habe ich gebadet. Also kurz rein gewaschen und wieder raus. Raus ans wärmende Feuer, welches ich trotz nassen Holz irgendwie anbekommen habe. Allerdings drehte ständig der Wind, so kam ich mir vor wie in einer Räucherhöhle. Aber es hatte an diesem Tag nicht geregnet. So war es Wettermäßig einer der besten Tage, wenn auch mit sehr viel Wind. Gegen 23:30 Uhr bin ich dann eingeschlafen und am nächsten Morgen 10:00 Uhr wieder aufgewacht.

Es war eine herrliche Nacht, kein Regen, kein Frost und ich habe prima geschlafen. Dafür wurde das Zusammenräumen wieder mal durch Regen gestört. Also alles schnell packen und vorerst in den Unterstand. Dort dann unter beengten Verhältnissen weiter packen. 12:45 Uhr Abfahrt. Ein kurzes Stückchen über den "Bergsjön" Richtung "Gunnarskog", Ortsteil "Räxed". Dort mussten wir gleich eine Portage bewältigen, ca. 1 km lang. Es sollte heute, am vorletzten Tag unserer Kanutour nur eine kurze Strecke werden, ca. 8 km. Sie führte uns über den "Gunnern" und den "Varsfossen" Richtung "Salboda", dort eine kurze Portage in den "Bjälvern". Das alles allerdings bei strömenden Regen, seit Vormittag, ununterbrochen starker Regen. Der Regen prallte aufs Wasser, aufs Land, hinein in die Wiesen, auf mich. Er kümmerte sich nicht um mich. Das zerrte dann auch langsam an meinen Nerven. Das Wasser war nicht sonnendurchflutet, nicht mehr klar. Es war jetzt dunkel, irgendwie unheimlich. Nur wenige Tiere waren zu sehen, zu hören gab es nichts, nur das prasseln des Regens. Der Unterstand am "Bjälvern", gab noch den Rest dazu. Er war vermüllt, von wem auch immer. Dafür war die Lage sehr schön, abgesehen von einer kleinen Stromleitung auf der anderen Seite des Ufers. Hinter dem Unterstand gab es Wald. Zuerst haben wir den Unterstand mal ein wenig aufgeräumt, so das man sich wieder wie ein Mensch fühlen konnte. Dann wurde die Ausrüstung ausgepackt und Feuer gemacht. Nach dem Zeltaufbau, es war erst 16:30 Uhr, nutzte ich noch mal die Gelegenheit auf Motivjagd zu gehen. Leider gab es auch hier keinen Elch. Schade! War es doch fast die letzte Gelegenheit, bevor wir wieder in der Zivilisation ankommen werden. Später  am Abend hatte es doch tatsächlich aufgehört zu regnen. Die Vögel meldeten sich wieder zu Wort. So war es wieder schön. Und mit diesen Gedanken schlief ich dann später auch ein.

Ab nächsten Morgen weckte mich ein Specht. Thomas schlief noch. Langsam machten sich Abschiedsgedanken bei mir breit. Die Gedanken an einen für mich wunderschönen Urlaub. Trotz Mistwetter und den doch anderen Ansichten von Thomas. Ich habe in der Zeit einen regelmäßigen Tagesablauf gehabt, was mir sonst als Schichtarbeiter fehlt, die Politik hat mich nicht belästigt, kein Telefon usw. was störte. Alles ging hatte seinen gewohnten Ablauf. 10 min auf kochendes Wasser warten, das hat in unserer extrem schnelllebigen Zeit was ganz  besonderes, für mich. Und trotzdem, ich freute mich auf meine Familie.

Auf ging es zum vorletzten Paddeltag. Es ging über den "Vaggeälven" Richtung "Vagge", über den "Nysockensjön", vorbei an "Ottebol", begleitet Verkehrslärm zur Portage in "Jössefors" in den "Algafjorden", unserer letzten Übernachtung in der freien Natur. Im "Vaggeälven" ist es dann passiert. In durchschnittlicher Landschaft stand er plötzlich da, ca. 500 m von uns entfernt auf einer Anhöhe im Wald, man sah ihn kaum - ein E L C H. Das Sicherheitsfoto mit dem normalen Objektiv ging noch, aber zum anschrauben des Teleobjektives kam ich nicht mehr, der Elch suchte das Weite. Aber ich war rundum glücklich - ich hatte einen echten Elch gesehen. Das war dann der Höhepunkt des Tages. Außer, das wir in "Jössefors" wegen ständig ans Ufer klatschender hoher Wellen unser Kanu fast nicht ins Wasser, geschweige denn von Land weg bekamen, ist nichts aufregendes mehr passiert. So paddelten wir bei sehr hohen Wellen unserer letzter Übernachtung in der Wildnis entgegen. Es war nicht mehr weit zu paddeln, im "Älgafjorden". Doch die hohen Wellen machten uns zu schaffen. Der Unterstand südlich von "Jössefors" hatte eine guten Lage, leicht versteckt und doch mit Blick auf den See. Holz fürs Feuer war ein kleines Problem, welches wir aber gemeistert hatten. Ein Platz für die Zelte war schnell gefunden. Ich ging noch auf eine kurze Fotosafari um nennenswerte Motive zu finden. Währendessen zog allerdings ein heftiges Unwetter.  Gewitterwolken türmten sich auf, gaben ein bedrohliches Bild ab. Sie kamen immer näher, brachten heftigen Regen und Sturm mit, sie zwangen mich zur Umkehr. Es wurde schlagartig dunkel, wir hatten zu tun dass das Feuer nicht aus ging, ohne dabei möglichst wenig nass wurden. Doch so plötzlich wie das Unwetter gekommen ist zog es wieder fort und es wurde ein wunderschöner Abend, der letzte in der Natur.

Am nächsten Morgen war ich  doch ein wenig traurig, dass es nun wieder nach Hause ging. Die Unendlichkeit des Seins in der Wildnis, weit weg von dem Alltag, findet plötzlich ganz schnell ihr Ende. Thomas war, wie fast immer schon lange auf und wurschtelte vor sich hin. Das zusammen packen ging flott von der Hand, hatten wir es doch 2 Wochen lang jeden Tag geübt. Auch heute gab es wieder hohe Wellen, welche bei Thomas keine Begeisterungsstürme auslösten. Denn er saß wie immer vorne und bekam bei vielen Wellen einen Schwapp ab. So wurde er nass und ich blieb, hinten als Steuermann, relativ trocken. Wir hielten jetzt auf "Arvika" zu, genau gesagt den Zeltplatz am Ingestrand, ca. 800 m südlich vom Kanuzentrum entfernt. Dort luden wir unsere Ausrüstung aus, um nach dem Abgeben des Kanus nicht mit unserer Ausrüstung die Wegstrecke vom Kanuzentrum zum Zeltplatz zurücklegen zu müssen. Nachdem wir unsere Zelte aufgebaut hatten, wir waren die einzigen Camper, abgesehen von den Wohnmobilfreaks, ging Thomas zu Fuß und ich nahm alleine mit dem Kanu den Weg übers Wasser zum Kanuzentrum. Es war ein Kampf, eher Krampf, bei den Wellen mit dem leichten Alukanu alleine vom Ufer wegzukommen. Dadurch das ich hinten saß, hatten die Wellen ein leichtes Spiel mit dem Boot. Das änderte ich aber, indem ich mich nach vorne setzt und dann funktionierte die Geschichte. Im Kanuzentrum selber haben wir die geliehene Ausrüstung abgegeben und noch einen kurzen Plausch mit den Jungs dort geführt. Wir bedankten uns für alles und verabschiedeten uns. Später dann, auf dem Zeltplatz fing es wieder mal an zu regnen, was auch sonst. Aber auch der Regen sollte vorbei gehen. Ich lernte noch ein deutsches Ehepaar kennen, welches auch noch aus der Nähe von Ludwigsburg kam. Sie luden uns zu sich in das Wohnmobil ein, was Thomas allerdings ablehnte. Ich jedenfalls nahm gerne die Einladung an und wir plauschten den ganzen restlichen Abend über die skandinavischen Länder und andere Themen.

Am nächsten Morgen weckte uns Sonnenschein, ja Sonne. Wie passend. Also doch mit trockenen Sachen nach Hause. Das Packen fiel mir schwer, einmal der Abschied, zum zweiten, wie bekomme ich meine ganze Ausrüstung wieder in den Rucksack. Ich habe es aber geschafft, die Angel allerdings lugte noch aus dem Rucksack raus und ich sollte mit Ihr noch öfters hängen bleiben. Ein Taxi brachte uns nach "Arvika" wo wir mit einem Bus Richtung Norwegen aufbrachen. Der Bus fuhr dort vom Busbahnhof, in der Nähe vom Einkaufszentrum ab. Die Jungs vom Kanuzentrum hatten uns noch mit Einzelheiten versorgt, so das das Problem der Rückreise immer kleiner wurde. Die Busreise war weniger spannend. So schlief ich einige Zeit, unterbrochen von einmal umsteigen, die andere Zeit sah ich verträumt in die Landschaft hinein. In "Oslo" angekommen wollten wir eigentlich weiter zum Flughafen, stellten aber fest, dass am späten Nachmittag einfach kein Bus mehr Richtung Flughafen "Oslo/Torp" fahren wollte. Wobei man festhalten muss, dass das einzige, was "Oslo" und Flughafen "Oslo/Torp" verbindet, der Name ist, abgesehen von der Bus- und Straßenverbindung. So ist es eben, "Ryanair" verkauft sich so gut es eben geht. Also mussten wir uns in "Oslo" eine Unterkunft suchen. Wir haben auch eine gefunden, nachdem ein Jugendherberge ausgebucht war und Thomas sowie so dort nicht übernachten wollte. Das Hotel war "günstig". Für ein kleines Zimmer mit Bad, Blick auf eine Rettungswache (ständige Sondersignaltöne), der Charme der 50 ziger Jahre "nur" 100 €. Gut, Frühstück war mit dabei. Aber sonst, naja. Es war eben in der Hauptstadt von Norwegen. Der  abendliche Spaziergang durch "Oslo" war interessant aber die Müdigkeit siegt dann doch. Thomas schlief im Doppelbett, ich auf meiner Therm a Rest-Matte auf dem Boden im Schlafsack. Nachts immer wieder die Kollegen von der Rettungswache, deutlich hörbar.

Die Busfahrt zum Flughafen "Oslo/Torp" verlief unspektakulär. Es war eine angenehme Fahrt bei schönstem Wetter. Am Flughafen hatten wir bis zum Abflug noch Zeit und die verbrachte ich mit spazieren gehen und noch was für die Daheim geblieben zu kaufen. Für die Kinder wunderschöne norwegische Bücher über die "Trolls". Ich hatte während des Fluges dann viel Zeit nachzudenken und zu träumen. So schön der Urlaub auch war, ich freute mich auf meine Familie, meine Frau und meine beiden Kinder. Zumal Thomas und ich mich deutlich auseinander gelebt hatten. In "Frankfurt/Hahn" suchten wir Thomas sein Auto und los ging der letzte Abschnitt unserer Reise. Thomas setzte mich zu Hause ab und es folgte eine knappe Verabschiedung, dafür aber eine herzliche Begrüßung durch meine Familie.  Ich hatte viel zu erzählen...

 

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